Wien – Erstmals ist in Österreich ein bionisches Auge, ein sogenannter epiretinaler Augenchip, erfolgreich implantiert worden. Das Retina-Prothesesystem hat seine Funktion bereits aufgenommen, die 55-Jährige Patientin kann erste Lichtreize wahrnehmen, sagt Christoph Mierau, Sprecher des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) .

"Die Operation am Auge dauerte etwas mehr als drei Stunden und verlief ohne Komplikationen", berichtete Susanne Binder, Vorstand der Augenabteilung in der Rudolfstiftung. Sie hatte die Patientin am Dienstag mit einem sechsköpfigen Team operiert. "Unserer Patientin steht noch ein längerer Lernprozess sowie Justierungen der Systemsoftware bevor", ergänzt die Medizinerin.

Aus Videos lernen

Weltweit hat es bislang rund 140 derartige Operationen gegeben, die zu den schwierigsten Eingriffen am Auge gehören. Binder hat sich die Spezialkenntnisse der Chip-OP über chirurgische Videos und während einer Live-OP in Florenz angeeignet. Zudem verfügt sie laut Mierau über jahrzehntelange chirurgische Erfahrung – besonders im Bereich der Netzhautchirurgie.

Das bionische Auge funktioniert vereinfacht so: In einer Spezialbrille ist eine Videokamera eingebaut, die Bilder zu dem auf der Netzhaut angebrachten Chip funkt. "Dieser Chip stimuliert die restlichen in der inneren Netzhautschicht intakten Nervenzellen des Auges, die dann die Reize über den Sehnerv ans Gehirn weiterleiten", erklärt Binder.

Ziel ist es, dass die Patienten künftig Schatten, Menschen-Silhouetten, Gehsteigkanten, etc. erkennen und sich so auch außerhalb ihrer gewohnten Umgebung besser orientieren und bewegen können. Für diese OP kommen ausschließlich Menschen infrage, die sehend aufwuchsen, dann aber an einer Degeneration der äußeren Netzhaut erkrankten und erblindeten. (APA, 1.7.2015)